Ratgeber

So stellen Sie den Heuschnupfen ab
Von Spray bis Spritze
Pünktlich zum Frühjahr geht es für viel wieder los mit dem Heuschnupfen. Triefende Nase, dauerhafter Niesreiz, juckende und tränende Augen werden je nach herumfliegender Pollenart zum lästigen Begleiter. Zum Glück muss man den Spuk nicht kampflos hinnehmen: Lesen Sie in diesem Ratgeber, mit welchen Tipps und Medikamenten Sie Ihren Heuschnupfen am besten in den Griff bekommen.
Häufig und nicht harmlos
Heuschnupfen ist alles andere als selten: Fast jedes 10. Kind leidet darunter, und bei 15% der Erwachsenen wird zumindest einmal im Verlauf ihres Lebens die Diagnose „Heuschnupfen“ gestellt. Auch wenn oberflächlich betrachtet nur die Nase trieft und das Auge juckt, ist der Heuschnupfen, (medizinisch auch allergische oder saisonale Rhinitis) nicht harmlos: Manche Heuschnupfenerkrankte sind so stark betroffen, dass sie Dauerkopfschmerzen und Müdigkeit entwickeln und sogar ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt ist. Unbehandelter Heuschnupfen kann sich auch auswachsen und die Schleimhäute so empfindlich machen, dass sich leichter Nasennebenhöhlenentzündungen, Husten oder sogar ein allergisches Asthma entwickelt. Bei Letzterem spricht man dann von einem Etagenwechsel, weil sich die Heuschnupfenbeschwerden nun eine Etage tiefer, nämlich in den Bronchien und der Lunge bemerkbar machen.
Hinweis: Spätestens bei Brennen hinter dem Brustbein, Nachlassen der sportlichen Leistung (z. B. im Schulsport), Reizhusten und häufigen Infekte der tiefen Atemweg sollten Sie einen Arzt aufsuchen, denn diese Beschwerden können Hinweise auf den oben genannten Etagenwechsel sein.
Den Trief-Auslöser dingfest machen
Auslöser für den Heuschnupfen sind Pollen aller Art, also das männliche Erbgut, das Pflanzen über den Wind verteilen. Diese Pollen sind bis zu 20 Mikrometer groß und können über hunderte Kilometer fliegen. Dringen sie in die Atemwege oder in die Augen ein, lösen sie bei sensibilisierten Pollenallergikern über deren körpereigene Abwehr (Immunglobuline und der Botenstoff Histamin) die typischen Beschwerden aus. Zu den wichtigsten allergie-auslösenden Pollen zählen
- Hasel, Erle, Birke
- Gräser, Roggen
- Beifuß, Nessel
- Ambrosia.
Weil sich die allergieauslösenden Bestanteile der Pollen häufig ähneln, haben viele Heuschnupfenpatienten sogar mehrere Allergien gleichzeitig und kämpfen deshalb oft von Januar bis zum Herbst mit Juckreiz, Triefnase & Co.. Um herauszufinden, welche Allergene für die Beschwerden verantwortlich sind, ist ein Arztbesuch angezeigt. Nach der gründlichen Befragung hilft ein sogenannter Pricktest, den Übeltäter nachzuweisen. Dabei tropft der Arzt verschiedene Allergene auf die Innenseite des Unterarms und ritzt die Haut oberflächlich mit einer Nadel ein. Anhand der Hautreaktionen lässt sich ablesen, auf welches Allergen der Betroffene allergisch ist. Im Zweifel nimmt der Arzt auch Blut ab und prüft, ob spezifische IgE-Antikörper gegen das verdächtige Pollengen nachweisbar sind.
Tipp: Hilfreich bei der Identifizierung der allergisierenden Pollen ist ein Pollentagebuch, indem der Betroffene seine Beschwerden einträgt, die dann mit der aktuellen Pollensituation vor Ort abgeglichen werden (bereitgestellt von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst unter http://www.pollenstiftung.de/pollentagebuchpollen-app/ ).
Akute Hilfe mit Spray und Tropfen
Wenn die Augen jucken und die Nase trieft, will der Betroffene meist nur, dass die Beschwerden schnell wieder verschwinden. Dabei sollten zunächst lokale Mittel eingesetzt werden, d.h. Nasensprays und Augentropfen. Folgende Präparate sind in der Apotheke rezeptfrei erhältlich:
- Cromoglicinsäure (zum Beispiel Pollicrom® oder Vividrin®Nasenspray gegen Heuschnupfen) ist die mildeste Variante der Wirkstoffe gegen die saisonale allergische Rhinitis. Sie stabilisiert die Zellen, die den Botenstoff Histamin freisetzen und wirkt damit vorbeugend. Deshalb müssen Nasensprays oder Augentropfen mit Cromoglicinsäure auch schon eine Woche vor dem ersten Pollenflug verwendet werden, um ausreichend zu wirken.
- Antihistaminika blockieren den Rezeptor für Histamin und wirken schnell und effektiv. Als Nasenspray oder Augentropfen empfehlen sich Azelastin (zum Beispiel Allergodil®akut, Vividrin®akut, Pollival® oder Azela-Vision®MD sine) oder Levocabastin (zum Beispiel Levocamed®). Ketotifen gibt es nur als Augentropfen (zum Beispiel Ketotifen Stulln®DU, Zaditen ophta®). Je nach Wirkstoff sollen sie 2 bis 4-Mal am Tag angewendet werden.
- Kortisonhaltige Nasensprays dämmen die Immunreaktion ein und gehören inzwischen zur Basistherapie beim Heuschnupfen. Zur Selbstmedikation nach Erstdiagnose durch den Arzt sind für Erwachsene die Wirkstoffe Beclometason (zum Beispiel Rhinivict®nasal), Mometason (zum Beispiel Momeallerg®) und Fluticason (zum Beispiel Otri-Allergie®) zugelassen. Die Wirkung kortisonhaltiger Nasensprays setzt jedoch erst nach drei bis vier Behandlungstagen ein. Bei Besserung der Beschwerden kann die Dosis reduziert werden. Reicht eine Monotherapie nicht aus, kann sich der Betroffene vom Arzt auch ein Nasenspray mit einer fixen Kombination von Kortison und Antihistaminikum verschreiben lassen (zum Beispiel Dymista®).
- Bei akut stark verstopfter Nase oder extrem geröteten Augen dürfen für maximal eine Woche auch abschwellende Nasentropfen bzw. weißmachende Augentropfen verwendet werden. Empfohlene Wirkstoffe sind gefäßverengende Alpha-Sympathomimetika wie Naphazolin oder Oxymetazolin.
Sind Augen und Nase vom Heuschnupfen betroffen, bietet sich auch eine „innere“ Therapie mit Antihistaminika an. Die Tabletten werden einmal täglich eingenommen und reduzieren zuverlässig die allergischen Beschwerden. Antihistaminika der 2. und 3. Generation wie Loratadin, Cetirizin und Levocetirizin machen weniger müde als die der 1. Generation, weswegen ihnen der Vorzug gegeben werden sollte.
Tipp: Wer auch von den neuen Antihistaminika müde wird, sollte die Einnahme der Tagesdosis auf abends verlegen.
Müssen Schwangere weiterschniefen?
Medikamente sind während Schwangerschaft und Stillzeit oft eine heikle Angelegenheit. Zum Glück sind jedoch laut den Experten für Embryonaltoxokologie von der Charité Berlin die wichtigsten Basismedikamente auch mit Baby im Bauch oder an der Brust erlaubt. Erste Wahl ist die als Nasenspray oder Augentropfen zur Prophylaxe eingesetzte Cromoglicinsäure. Reicht das nicht aus, dürfen Schwangere zu Augentropfen oder ein Nasenspray mit Azelastin oder Levocabastin greifen. Auch Antihistaminika-Tabletten sind möglich: Hier empfehlen die Experten die Wirkstoffe Loratidin, Desloratidin oder Cetirizin, ist eine Sedierung, d.h. das Müdemachen erwünscht, darf Clemastin (zum Beispiel Tavegil®) eingenommen werden. Clemastin geht jedoch in die Muttermilch über. Wird das Baby mitsediert, sollte die Mutter lieber auf eines der oben genannten nicht-sedierenden Antihistaminika wechseln. Extrem verstopfte Nasen dürfen Schwangere und Stillende durch abschwellende Nasentropfen mit Xylometazolin (zum Beispiel Otriven®) oder Oxymetazolin (zum Beispiel Nasivin® oder Wick®sinex) belüften – allerdings ebenfalls nicht länger als eine Woche.
Langfristig desensibilisieren
Bei manchen Betroffenen lässt sich der Heuschnupfen durch die oben genannten Medikamente nicht eindämmen. Hier ist zu überlegen, den Organismus mit einer SIT (spezifischen Immuntherapie) an das Allergen zu gewöhnen, um dadurch die allergische Reaktion einzudämmen. Diese Therapie dauert etwa 3 Jahre und ist bei Allergien gegen Gräser- und Baumpollen recht erfolgreich. Dabei werden in regelmäßigen Abständen die entsprechende Allergenextrakte entweder mit einer Spritze unter die Haut (Subcutane Immuntherapie, SCIT) oder als Tablette bzw. Lösung unter die Zunge gegeben (Sublinguale Immuntherapie, SLIT).
Hinweis: Wenn Sie sich für eine SLIT oder SCIT entschieden haben, bleiben Sie dran. Je länger die Immuntherapie durchgeführt wird, desto größer ist der Therapieerfolg. Selbst wenn die Beschwerden nicht komplett verschwinden, wird durch die Immuntherapie einem Etagenwechsel vorgebeugt.
Was noch alles hilft
Zur Linderung von Heuschnupfen-Beschwerden gibt es eine ganze Reihe nicht-medikamentöser Maßnahmen. Die wichtigste davon ist die Allergen-Karenz, d.h. das Meiden der Pollenallergene. Hilfreich sind dabei folgende Tipps:
- Feucht wischen. Während der Pollensaison ist es hilfreich, Boden und andere Oberflächen im Haus feucht zu wischen, um die Pollen zu entfernen. Staubsaugen ist kontraproduktiv, da Luft und Pollen aufgewirbelt werden.
- Nase spülen. Aus der Nase lassen sich Pollen mit einer Nasenspülung vertreiben. Am besten nimmt man dazu Salzlösungen, die erforderlichen Nasendusche oder Nasenkanne gibt´s in der Apotheke.
- Zu Hause umziehen. Wer aus dem Freien kommt, kann die Pollenbelastung reduzieren, indem er seine Kleidung wechselt. Brillenträger sollten die Brillengläser reinigen, denn auch hier sammeln sich gerne Pollen an.
- Urlaub planen. Wer weiß, wann die für ihn gefährlichen Pollen zu Hause unterwegs sind, kann Urlaub in pollenärmeren Regionen planen. Auf der Seite https://www.zaum-online.de/pollen/pollen-monitoring-map-of-the-world.html findet sich eine Karte mit Informationen zur weltweiten Verteilung von Pollen.
- Richtig lüften. Fenster kurz und stoßweise öffnen, nicht gekippt lassen. Wer auf Gräserpollen allergisch ist, sollte eher morgens die Fenster öffnen, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land ist deren Konzentration in der Luft morgens am niedrigsten. Anders herum ist es beim Beifuß: Seine Pollen schwirren vor allem morgens in der Luft, weshalb Beifuß-Allergiker morgens die Fenster geschlossen halten und abends lüften sollten. Nach einem starken Regenguss gilt für alle: Fenster öffnen und die saubere Luft einziehen lassen.
- Sauber schlafen. Haarwaschen und Duschen vor dem Schlafengehen entfernt Pollen von Haut und Haaren. Getragene Kleidung nicht mit ins Schlafzimmer nehmen, Bettwäsche häufig wechseln.
- Pollenarm Autofahren. Pollenfilter in der Lüftung reduzieren die Pollen im Inneren des Autos, außerdem sollten während der Fahrt die Fenster geschlossen bleiben.
- Drinnen sporteln. Pollenallergiker können in der für sie belastenden Zeit auf Hallenaktivitäten umsteigen: Schwimmen im Hallenbad, Klettern in der Kletterhalle oder Tennis drinnen macht auch Spaß.
- Staubmasken & Co. Manche Pollenallergiker empfinden auch das Tragen von Staubmasken, Brillen mit dicht schließenden Gläsern oder speziellen, in der Nase getragenen Filtern als entlastend.
Tipp: Wer ein Smartphone hat, kann sich hilfreiche Apps mit Pollenflugvorhersagen herunterladen. Entsprechende Angebote finden Sie in den App-Stores, Beispiele sind Husteblume oder der Pollenfluggefahrenindex vom Deutschen Wetterdienst.
Quellen: DAZ online, www.allergieinformationsdienst.de

Blähungen den Garaus machen
Von Winden gequält
Nicht nur peinlich, sondern oft auch schmerzhaft: Zu viel Luft im Bauch verursacht neben oft lautstark abgehenden, unangenehm riechenden Winden auch Völlegefühl bis hin zu krampfartigen Schmerzen. Tröstlich ist, dass Blähungen häufig harmlos sind – und sich mit den richtigen Tricks auch gut in den Griff bekommen lassen. Lesen Sie, wie Sie den üblen Winden mit allerlei Hilfsmitteln aus Küche und Apotheke den Garaus machen.
Die meiste Darmluft wird abgeatmet
Luft im Darm ist ganz normal, da sie mit jeder Mahlzeit mit abgeschluckt wird. Auch bei den Verdauungsprozessen im Darm entstehen Gase, zum Beispiel Kohlendioxid, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Methan. Ein gesunder Darm schafft es, diese Luft weitgehend geruchsneutral und geräuschlos wieder loszuwerden. Der größte Teil der Gase gelangt über die Darmschleimhaut ins Blut und wird über die Lunge abgeatmet. Ein kleiner Teil verlässt den Darm über den Anus, in der Regel mit wenigen oder gar keinen Winden.
Bei zu viel Luft im Darm versagt dieses innere Entlüftungssystem jedoch. Und das kommt häufig vor: Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter einem aufgeblähten Bauch mit Spannungs- und Völlegefühl oder vermehrten Blähungen.
Hinweis: Auch wenn keiner darüber spricht: Darmwinde oder Pupser (medizinisch auch Flatus) produziert jeder. Normal sind bis zu 10 bis 20 pro Tag. Sind es mehr oder kommen Schmerzen dazu, sollte man den Winden auf den Grund gehen.
Hausgemachte Luftansammlungen
Es gibt sehr viele Gründe für die übermäßige Ansammlung von Luft im Darm. Die allermeisten davon sind harmlos, dazu gehören beispielsweise
- Vermehrtes Luftschlucken, zum Beispiel durch zu hastiges Essen, Kaugummi-Kauen oder Zigarettenrauchen.
- Zu üppige Mahlzeiten. Unsere Verdauung wird nur mit einer begrenzten Menge von Nahrung auf einmal fertig. Wird diese überschritten, können nicht alle Nahrungsbestandteile ausreichend aufgespalten werden, was Blähungen verursacht.
- Blähende Speisen. Vor allem Zwiebeln, Kohl, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide beinhalten reichlich Faserstoffe, die der Darm nicht alleine aufspalten kann. Das übernehmen dann Dickdarmbakterien, die dabei aber viele Gasen produzieren.
- Zu viel Stress. Unter Stress wird das sympathische Nervensystem aktiviert und das vegetative Nervensystem ausgebremst. Dadurch läuft die Verdauung auf Sparflamme und aufgenommene Nahrung wird vom Körper nicht richtig verarbeitet.
- Kohlensäure-haltige Getränke. Bei Diäten sind kohlensäurehaltige Getränke beliebt, weil sie mit Ihren hohen Luftgehalt den Magen füllen – diese gelangt aber leider aber in den Darm und verursacht dort Blähungen.
- Schwangerschaft. Das in der Schwangerschaft vermehrt freigesetzte Progesteron entspannt die Muskeln inklusive Darmmuskulatur. Dadurch wird der Darm träger und die Verdauung langsamer. In der späteren Schwangerschaft wird die Verdauung manchmal behindert, weil das an Größe und Gewicht zunehmende Kind auf den Darm der Mutter drückt.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Bei Laktose- oder Fruktoseunverträglichkeit fehlen Betroffenen Enzyme oder Transportsysteme, die für eine normale Verdauung und Aufnahme dieser beiden Zucker verantwortlich sind. Die Zucker gelangen dann unverdaut in den Dickdarm und „füttern“ dort gasproduzierende Bakterien.
Hinweis: Vorsicht mit Zuckeraustauschstoffen wie zum Beispiel Sorbit. Der menschliche Darm kann nur etwa 20 bis 50 g davon am Tag aufnehmen, der Rest führt zu Verdauungsbeschwerden. Manche Menschen reagieren sogar schon auf wenige Gramm Sorbit mit Blähungen.
Blähungen durch Darmstörungen
Neben „hausgemachten“ Blähungen gibt es auch andere Ursachen für einen vermehrten Luftgehalt im Darm. Ein Grund ist die Einnahme von Medikamenten. Antibiotika oder Metformin können zu einer Fehlbesiedelung des Darms mit einer Überzahl gasbildender Bakterien und dadurch zu Blähungen führen. Die häufig eingenommenen Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol machen manchmal Probleme, weil sie die Magensäure reduzieren. Das schützt zwar die Magenschleimhaut, führt aber auch zu einer geringeren Aufspaltung und Zersetzung der Nahrung im Magen und folglich zu Verdauungsproblemen.
Manchmal stecken auch ernstere Erkrankungen hinter den Blähungen. Auch wenn wie bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung die Verdauungsenzyme vermindert sind, gelangen zu viele unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter Gasbildung von den Bakterien verwertet. Typisch sind Blähungen zudem bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wenn die geschädigte Darmschleimhaut die bei der Verdauung entstehenden Gase nicht mehr ausreichend aufnehmen kann.
Wann zum Arzt?
Nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte man Blähungen, wenn sie anhaltend sind und von starken Bauchschmerzen oder Krämpfen begleitet werden. Spätestens zum Arzt sollten Sie gehen, wenn sich auch der Stuhl verändert, zum Beispiel anhaltend weicher oder dünner oder häufiger wird. Zu den absoluten Alarmsignalen aus dem Darm gehören außerdem
- nächtlicher Durchfall
- Blut im Stuhl
- Gewichtsverlust bei unveränderter Nahrungsaufnahme
- Fieber.
Hinweis: Im schlimmsten Fall steckt hinter solchen Beschwerden ein Dickdarmkrebs. Besonders vorsichtig sollten Sie sein, wenn in Ihrer Familie Fälle bekannt sind. Berichten Sie Ihrem Arzt davon und nehmen Sie die Vorsorgeuntersuchungen wahr.
Selbsthilfe gefragt
Krankheitsverursachte Blähungen gehören therapeutisch in die Hand Ihres Arztes. In harmlosen Fällen spricht aber nichts gegen eine Selbstmedikation. Und hier haben Küche, Apotheke und Pflanzenmedizin einiges zu bieten.
Schnelle Abhilfe bei luftbedingtem Völle- und Spannungsgefühl im Bauch verschaffen die sogenannten Entschäumer. Dabei handelt es sich um Tenside, die die Oberflächenspannung herabsetzen und dadurch die Gasblasen im Darm platzen lassen. Die freien Gase können dann leichter von der Darmschleimhaut aufgenommen oder abtransportiert werden. Entschäumer haben den Vorteil, dass sie rein physikalisch wirken und nicht vom Körper aufgenommen werden. Es gibt sie in den verschiedensten Zubereitungen:
- Kautabletten, zum Beispiel Simethicon-ratiopharm®85 für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene, sie sind gut zerkaut zu den Mahlzeiten einzunehmen
- Tropfen oder Emulsionen, zum Beispiel Sab simplex®Tropfen oder Espumisan® Emulsion (beide ab dem Säuglingsalter, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten)
- Weichkapseln, zum Beispiel Lefax®extra für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten
- Mikrogranulat, zum Beispiel Lefax®intens Lemon fresh Microgranulat für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten.
Manche Entschäumer enthalten zusätzlich Verdauungsenzyme, zum Beispiel Enzym-Lefax®Kautabletten oder Meteozym®magensaftresistente Tabletten. Einen wissenschaftlichen Nachweis für ihre Wirksamkeit gibt es bisher nicht. Da viele Betroffenen trotzdem von der Entschäumer-Enzym-Kombi profitieren, lohnt sich ein Versuch damit durchaus.
Hinweis: Enzympräparate stammen aus Pankreasextrakten von Schweinen. Für Menschen, die zum Beispiel aus religiösen Gründen keine Produkte vom Schwein verzehren, sind sie deshalb nicht geeignet.
Tee und Gewürze gegen Blähungen
Viele Koch- oder Backrezepte sind so konzipiert, dass sie Blähungen entgegenwirken. So ist Kümmel eine beliebte Zutat, die die Verdauung beruhigt, zum Beispiel in Kümmelbrot oder als Zugabe zu schwer verdaulichem Kohl. Auch die ätherischen Öle des Fenchels unterstützen die Verdauung. Fenchelsamen zum Kauen werden z. B. in der indischen Küche nach einer Mahlzeit angeboten.
Viele dieser Gewürze wirken auch als Teezubereitungen. Allen voran Fenchel, Anis und Kümmel, die als Tee vor dem Essen getrunken die Verdauung anregen und bei schon bestehenden Blähungen entblähend und entlastend wirken.
Tipp: Wenn Sie Tee aus frischen Samen zubereiten, zerstoßen Sie diese kurz vor dem Überbrühen mit dem Mörser. Dadurch lösen sich die ätherischen Öle besser und die wohltuende Wirkung wird verstärkt.
Entbläher aus dem Pflanzenreich
Neben den Teezubereitungen stehen entblähende Wirkstoffe (sog. Karminativa) aus der Pflanzenwelt auch in Kapselform zur Verfügung. Hilfreich ist zum Beispiel die fixe Kombination Menthacarin (zum Beispiel Carmenthin®) aus Pfefferminzöl und Kümmelöl. Beide Wirkstoffe zusammen lösen Krämpfe und vermindern Völlegefühl und Blähungen. Zugelassen ist das Kombiprodukt für Jugendliche ab 12 und Erwachsene.
Auch Flüssigzubereitungen mit Pflanzenwirkstoffen kommen gegen Blähungen zum Einsatz, allen voran Präparate mit Bitterstoffen. Bitterstoffe regen über die Geschmacksrezeptoren die Magen- und Gallensaftsekretion an und wirken damit verdauungsfördernd. Häufig wird die verdauungsfördernde Eigenschaft von Enzian, Wermut oder Angelikawurzel mit krampflösenden Wirkstoffen aus Melisse und Kümmel kombiniert. Die Einnahme solcher Tropfen oder Lösungen erfolgt mehrmals täglich vor den Mahlzeiten, um ihre Wirkweise optimal auszunutzen. Beispiele für solche Mixturen sind die ethanolischen Extrakte Iberogast®flüssig oder Gastritol®liquid. Zu den Karminativa (Entblähern), die ohne alkoholisches Auszugsmittel gewonnen werden, gehören zum Beispiel Gastrovegetalin®Weichkapseln, Gelsectan®Kapseln oder Gastrovegetalin®Lösung.
Viele der pflanzlichen Entbläher dürfen nicht in der Schwangerschaft angewendet werden. Schwangere tun gut daran, sich bei Blähungen individuell von ihrem Frauenarzt oder Apotheker beraten zu lassen. Eine Therapieoption ist der oben genannte Entschäumer Simeticon, da er physikalisch wirkt und vom Organismus nicht aufgenommen wird.
Hinweis: Bitte keinen Magenbitter vor oder nach dem Essen! Weil sich der Stoffwechsel erst einmal um die Entgiftung des Alkohols kümmern muss, wird die Verdauung der Mahlzeit zunächst verzögert statt gefördert.
Was man noch tun kann
Neben Bitterstoffen und Entschäumern gibt es einige Verhaltensregeln, die den Bauch zur Ruhe bringen können. Allen voran sollten Sie alles vermeiden, was Blähungen fördert (siehe weiter oben im Text). Darüber hinaus hilft:
- Genug bewegen. Bewegung unterstützt die Darmmotorik und damit den Abtransport der Gase. Empfehlenswert sind Verdauungsspaziergänge, leichte Gymnastik und auch die Massage des Bauches.
- Stress abbauen und Seele baumeln lassen. Entspannung entspannt auch den Darm und lässt ihn besser verdauen.
- Probiotika. Der Versuch die Darmflora mit „guten“ Bakterien auf Vordermann zu bringen kann durchaus helfen. Sie senken unter anderem den pH-Wert im Darm und hemmen dadurch das Wachstum unerwünschter Bakterien. Außerdem sollen sie die für die Verdauung erforderlichen Bewegungen des Darms fördern.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten abklären lassen. Wenn Sie immer wieder auf Obst oder Milch mit Blähungen und Durchfall reagieren, könnte eine Fruktose- oder Laktoseintoleranz dahinterstecken. Einfache Tests beim Arzt schaffen Gewissheit.
Tipp: Jeder Mensch reagiert individuell auf Nahrungsmittel. Wenn die Ursache für Verdauungsstörungen nicht klar ist, führen Sie ein Ernährungstagebuch, um blähende Übeltäter herauszufinden und von dann ab zu meiden.
Quelle: DAZ 2018, Nr. 50 S. 36

Beschwerden in den Wechseljahren
Linderung durch pflanzliche Arzneimittel
Pflanzliche Arzneimittel sind beliebte Präparate, um den verschiedenen Beschwerden während der Wechseljahre zu begegnen. Ein Überblick.
Zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr lässt die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone sukzessiv nach, bis sie schließlich ganz verebbt. Diese biologische Phase der Frau wird als Wechseljahre (Klimakterium) bezeichnet. Durch die Umstellung im Hormonhaushalt leiden Frauen an unterschiedlichen Beschwerden: Neben Hitzewallungen und Schweißausbrüchen werden sie von Herzrasen, Schwindelgefühlen sowie von Trockenheit und Jucken im Scheidenbereich geplagt. Zu den physischen Veränderungen treten Beschwerden psychischer Natur. Einige Frauen klagen über depressive Verstimmungen, Reizbarkeit, Nervosität und Schlaflosigkeit. Die Beschwerden fallen in ihrer Intensität individuell aus, wobei sie nur bei einem Drittel der Frauen behandlungsbedürftig sind. Sobald sie jedoch die Lebensqualität deutlich einschränken, sollten Sie Ihren Arzt konsultieren, um die Beschwerden schulmedizinisch zu behandeln.
Generell bietet die pflanzliche Naturheilkunde eine Auswahl an Präparaten, um leichte Beschwerden zu lindern und die konventionelle Therapie zu begleiten. Aufgrund mangelnder Datenlage konnte in wissenschaftlichen Studien bisher allerdings die Wirkung, Effektivität und somit mögliche Risiken einiger pflanzlichen Substanzen für Wechseljahrebeschwerden nicht ausreichend geklärt werden.
Ein Altbekanntes Mittel – die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa rhizoma)
Diverse pharmakologische Studien belegen die positive Wirkung des Extrakts der Traubensilberkerze: Dieses soll sich günstig auf die Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen sowie Ein- und Durchschlafstörungen auswirken. Die Wirkung des Extrakts entwickelt sich in den ersten zwölf Wochen und bleibt danach konstant. Während sich die klimakterischen Beschwerden insgesamt um die Hälfte reduzieren, gehen die Hitzewallungen um 80 Prozent zurück. Des Weiteren wird der Traubensilberkerze eine regulierende Wirkung auf den Knochenstoffwechsel zugesprochen, sodass deren Extrakt insbesondere für Osteoporose-gefährdete Frauen vorteilhaft sein soll. Denn der Mangel der Geschlechtshormone beschleunigt den Abbau von Knochengewebe.
Als seltene Nebenwirkungen nennt die Expertin Magen-Darm-Störungen, Hautreaktionen und Leberschädigungen. Falls Sie Hormone einnehmen und Ihre Regelblutung wieder eintritt, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Aufgrund der unklaren Studienlage sollten Frauen mit Östrogen-abhängigem Tumor Cimicifuga-Extrakte nur auf ärztliche Anweisung hin einnehmen.
Pflanzliche Arzneimittel gegen psychische Beschwerden
Einige Cimicifuga-Präparate enthalten zusätzlich Johanniskraut-Extrakte und werden in der Regel an Frauen verschrieben, bei denen depressive Verstimmungen sowie psychovegetative Störungen im Vordergrund der Beschwerden stehen. Generell haben sich Monopräparate von Johanniskraut-Extrakten bei der Linderung von leichten depressiven Verstimmungen, Nervosität und Angst bewährt. Von daher bieten diese bei psychischen Beschwerden, die im Zuge der Wechseljahre auftreten, eine gute Möglichkeit, diesen entgegenzuwirken.
Die Wirkungen des Rhapontikrhabarbers
Sowohl gegen die psychischen als auch gegen die neurovegetativen Beschwerden bietet der Spezialextrakt aus dem Sibirischen Rhabarber, dem Rhapontikrhabarber, eine gute Behandlungsalternative. Je nach Zielort des Wirkstoffs wirkt er sich positiv auf das Brust- und Gebärmuttergewebe oder auf das Herz-Kreislauf- und Knochensystem aus.
Pflanzliche „Geschlechtshormone“: Phytoestrogene
Um starke klimakterische Beschwerden zu lindern, griffen einige Frauen vor etwa zehn Jahren auf die Hormonersatztherapie zurück: Die Gabe von Geschlechtshormonen sollte den natürlich eintretenden Mangel an Hormonen ausgleichen. Da die alleinige Verabreichung von Östrogenen allerdings die Entwicklung von Gebärmutterkrebs fördert, wurden die Präparate zusätzlich mit Gestagenen angereichert. Nur für Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde, galten Monopräparate mit Östrogen als unbedenklich. Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Studien sind jedoch seit etwa 2002 erhebliche Nebenwirkungen der Hormonersatztherapie bekannt: So erhöhen sie deutlich das Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken oder an einer Lungenkrebserkrankung zu sterben. Des Weiteren führen sie zu einer Reihe von weiteren gesundheitlichen Risiken.
Neben den synthetisch hergestellten Geschlechtshormonen gibt es pflanzliche Geschlechtshormone: Aufgrund der Östrogen-ähnlichen Molekül-Struktur wirken sie wie Östrogene: Sie werden als Phythoestrogene bezeichnet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Arzneimittel, sondern um sekundäre Pflanzenstoffe, die vor allem in Soja, Hülsenfrüchten oder Vollkorngetreide vorkommen. Sie werden auf dem Markt wie Nahrungsergänzungsmittel gehandelt. Die Phythoestrogene lassen sich in unterschiedliche Gruppen mit verschiedenen Einzelwirkstoffen gliedern. Deren Wirkungsweise ist bisher jedoch noch nicht abschließend geklärt. Auch eventuelle Risiken für Brustkrebserkrankungen sind noch unklar. Sprechen Sie deswegen vor der Einnahme mit Ihrem Arzt oder Apotheker.
Aus dem Rotklee-Extrakt gewonnene Isoflavone
Das apothekenpflichtige Menoflavon enthält unter anderem Isoflavone, eines der bekanntesten Phytoesterogene. Es wird aus Rotklee extrahiert und soll sich positiv auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Frauen auswirken, die sich vor, in und nach der Menopause befinden. Als Dosierung gibt die Apothekerin Sievers eine Tablette täglich an.
Aus Soja gewonnene Isoflavone
Neben Rotklee enthält das Nahrungsergänzungsmittel Soja verschiedene Isoflavone. Dessen schützende Wirkung für das Herz-Kreislauf- und Knochensystem ist klinisch bewiesen. Inwiefern es an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt ist, wird noch untersucht. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Verdauungsbeschwerden und allergische Reaktionen.
Quelle: Jutta Sievers: Gut durch die Jahre: Gynäkologie aus der Natur. PTAheute, Heft 22, November 2014, S. 20-24.

Nasenbluten stoppen
Ursachen meist harmlos
Nasenbluten sieht schnell dramatisch aus: Schon wenige Milliliter Blut genügen, um ein Taschentuch zu durchtränken. Meist sind die Blutungen jedoch harmlos und nur selten ist ein Arztbesuch nötig.
Ursachen für Nasenbluten
Eine der Aufgaben der Nase ist das Anwärmen der Atemluft. Dafür ist die Nasenschleimhaut durchzogen von einem dichten Geflecht aus Blutgefäßen. Diese Gefäße liegen direkt unter der Haut und daher kommt es leicht zu Blutungen.
Häufige Ursachen für Nasenbluten sind Gewalteinwirkung, etwa Stöße, oder starke körperliche Belastungen, wie Sport oder Husten. Bei kleinen Kindern wird Nasenbluten häufig durch „Nasebohren“ verursacht. Durch trockene Heizungsluft kommt es im Winter schneller zu Nasenbluten. Denn Austrocknen der Nasenschleimhaut begünstigt das Platzen der Gefäße. Der Missbrauch von Nasentropfen oder Kokain hat den selben Effekt auf die Gefäße. Weitere begünstigende Faktoren sind die Einnahme von Blutverdünnern, Allergien, eine schiefe Nasenscheidewand, Bluthochdruck und Rauchen.
Erste Hilfe bei Nasenbluten
Die wichtigste Verhaltensregel bei einer blutenden Nase lautet: Bewahren Sie Ruhe. Denn in der Regel ist Nasenbluten ein harmloses Symptom und lässt sich ohne ärztliche Hilfe stoppen. Dr. Klaus Domedy, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten im Ärztezentrum der Techniker Krankenkasse in Nehmten (Schleswig-Holstein) rät, die Blutgefäße in der Nase für circa zehn Minuten zu verschließen. „Dazu werden entweder die Nasenflügel mit den Fingern zusammengedrückt, Watte in die Nasenlöcher eingeführt oder gefäßverengende Tropfen lokal angewendet.“
Die richtige Sitzhaltung
Bei Nasenbluten setzen Sie sich am besten aufrecht hin und neigen den Kopf leicht nach vorne. So verhindern Sie, dass Blut in den Rachen läuft und von Ihnen verschluckt wird. Keinesfalls sollten Sie den Kopf in den Nacken legen. Dr. Bubel warnt: „Das ist grundverkehrt: Dann läuft Blut nach hinten und landet bestenfalls im Magen, dann wird Ihnen irgendwann schlecht.“
Tipp: Legen Sie einen kalten Lappen oder ein Kühlpack in den Nacken. Durch die Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen und die Blutung lässt nach.
Nasenbluten vorbeugen
Wenn Sie öfter von Nasenbluten betroffen sind, können Sie diesen mit salzhaltigen Nasensprays vorbeugen. Spezielle Nasensalben oder Vaseline pflegen die Nasenschleimhaut ebenfalls und halten sie geschmeidig, sodass es seltener zu Rissen kommt.
Tipp: Im Winter sollten Sie trockener Wohnungsluft vorbeugen. Heizen Sie dazu nur moderat und lüften Sie regelmäßig.